Also, zu Beginn wäre es toll, wenn du dich kurz vorstellen könntest.
Also, unter dem Pseudonym Katharina Mohini bin ich in der Belletristik unterwegs. Schwerpunkt auf Neudeutsch: Adult Romance. Drei Bücher habe ich in diesem Genre bereits geschrieben. Das Vierte wird mit Glück und viel Energie im Mai 2020 erscheinen. Privat lebe ich im südlichen Holstein, bin glücklich verheiratet und habe meinen Brotjob in einem großen Unternehmen im ÖPNV. Was nichts anderes heißt, dass ich vom Schreiben noch nicht leben kann 😉😄. Meine Prämisse ist, dass ich moderne Märchen erzählen und den Leser mit auf eine Reise nehmen möchte.
Wie bist du denn zum Schreiben gekommen?
Überschäumende Fantasie hat man mir schon als Kind bescheinigt. Aber so richtig ging es dann wohl mit 16-17 Jahren los. Mit einer Reiseschreibmaschine, die noch heute bei mir zu Hause steht. Nur habe ich damals nur für die Schublade geschrieben. Für mich waren diese meist unvollendeten Geschichten eine Flucht in eine Welt, von der ich viele Jahre niemanden etwas erzählen durfte. Das ist ein langes Thema, aber vielleicht kommen wir ja noch dazu. Seit Mai 2017 bin ich dann mit "Das Geheimnis der Stadtchronistin" an die Öffentlichkeit getreten.
Wirst du denn deine Schubladen eines Tages auch leeren und der Welt deine Fluchtmöglichkeiten von damals zeigen? Oder bleiben sie für immer dein Geheimnis?
Guck an, *grins*, da sind wir schon beim Thema 😘. Mit meinem im letzten Jahr erschienenen Buch "Wandlungen - Das Geheimnis besonderer Frauen" habe ich sehr viel über mich und andere betroffene Freundinnen geschrieben. Dabei wollte ich einen neuen Weg einschlagen. Weg von den Autobiografien transidenter Menschen (von denen es wirklich sehr gute und ehrliche gibt) hin zu den Augenblicken, in denen man als (wie in meinem Fall) Frau im Hier und Jetzt angekommen ist. Eingepackt in einer Liebesgeschichte habe ich die Thematik Transidentität als roten Faden eingebaut und die Wege der beiden Freundinnen Katharina und Anna beschrieben. Beide sind auf der Suche, den Mann fürs Leben und ihre Familie zu finden. Letztendlich habe ich beim Schreiben feststellen dürfen, das wir Frauen nahezu auf dieselben Hürden und Schwierigkeiten stoßen. Wann sagt man dem geliebten Menschen, dass er vielleicht mehr bekommt, als er ahnt? Wann ist der Zeitpunkt? Und kann es manchmal dafür zu spät sein? Nach meinem jetzigen Projekt werde ich dann eine "ganz große, ältere Schublade öffnen". Ich befürchte, wenn ich den Liebeskrimi umgesetzt habe, wird das Gesamtpaket an die 1000 Normseiten haben. Also eine Miniserie in 4-6 Teilen, die ich voraussichtlich erst einmal nur als eBook einstelle.
Wow ... Also ein sehr großes Tabuthema, das liebend gern totgeschwiegen wird oder verurteilt. Davor ziehe ich den Hut und bewundere dich.
Es ist so lange ein Tabu, bis man darüber redet. Zum Glück habe ich auf 98% meines Weges auf der Sonnenseite gestanden und viele Menschen an meiner Seite, die mir wohlgesonnen sind. Die paar, die sich abgewandt haben, sind mir ebenso wichtig. Denn die zeigen mir immer wieder, dass es nicht selbstverständlich ist, so viele tolle Menschen um sich zu haben. Anfeindungen und Berührungsängste wird es vermutlich immer wieder geben. Vieles beruht auf Unwissenheit und kann in einem vernünftigen Gespräch geklärt werden. Gottseidank kann ich darüber reden und sage meist zum Schluss: Transidente Menschen bekommen keine spitzen Zähne und sie schleichen auch nicht Nachts mit langen Umhängen um die Häuser. Nein, wir können der Gesellschaft so viele positive Erfahrungen zurückgeben. Denn wer hat schon das Glück, das Wesen Mensch von beiden Seiten kennenlernen zu dürfen. An dieser Stelle ein kleines Geheimnis für euch. Weder Mann noch Frau sind perfekt, aber im Team könnte es was werden 😉. Und so schreibe ich auch meine Bücher. Ich beleuchte die weibliche Seite mit ihren Gefühlen, aber ich lasse auch nicht die männlichen außer Acht. Und ich kann euch sagen. Viele Männer haben mehr Gefühle, als nur Hunger oder Durst. Man muss sie manchmal nur kitzeln 😘.
Das hast du so schön gesagt. ❤️
Ist hoffentlich nicht zu viel geworden. Jetzt weißt du auch, warum die Mohini meist mehr als 400 Seiten hinlegt.😂 Du darfst es gerne schneiden.
Um Gottes Willen, das bleibt genauso wie es ist, denn das bist du. Erzähl, bist du SPler oder hast du es mit deinem Thema in einen Verlag geschafft?
Nun gut, du hast es so gewollt 😂. Also zu meinem "Thema": Erst mein drittes Buch hat das Thema "Transidentität" als roten Faden. Ich habe diese Folge bewusst so gewählt. Schließlich möchte ich, dass die Leser mich als Autorin schätzen lernen und nicht weil ich "den Hauch von etwas Besonderen" habe. Heute bin ich eine gestandene Frau, und ich denke, das "Wandlungen-..." für eine lange Zeit der Schlussstrich zu meiner Frauwerdung ist. Nun zu meinem Weg zum SPler: Zu Beginn habe ich natürlich bewusst den "klassischen Weg" gewählt. Dreißig Briefe an Agenturen, von denen gerade einmal ein Drittel, und das noch negativ geantwortet hat. Verlage ... nicht daran zu denken. Mein Schreibstil ist eben nicht "Massentauglich", O-Ton eines Agenten. Das stimmt vielleicht. Meine Helden bestimmen nun mal selbst wann Schluss ist. Das passt keinem Kaufmann, der Geld verdienen will und darum bestimmt, das nach 300 Seiten Schluss ist. Mittlerweile habe ich das Selfpublishing lieben gelernt. Wie schon gesagt, möchte ich meinen Lesern eine Story bieten, in die sie versinken können. Meine Helden haben ihre Ecken und Kanten aus den Stürmen ihres Lebens bekommen. Und doch geben sie nicht auf, das Gute in dem anderen zu sehen. Das ist eben nicht Massentauglich bei Lesern die vielleicht auch gern GZSZ gucken. Ich denke der Großteil meiner Leser setzt sich aus Individualisten und selbstbewussten Menschen zusammen und ich bin froh, dass sie mir immer wieder ihr Gehör ... äh, ihre Augen schenken.
Die bekommst du garantiert. 😁 Wie läuft dein Schreiballtag ab? Rituale? Nervennahrung? Stille oder Musik?
Bei meinen ersten drei Büchern war ich ... heute würde ich sagen "Tiefenentspannt". An manchem habe ich eineinhalb Jahre und mehr gesessen. Bei meinem neusten Buch (Arbeitstitel: Dünenflimmern - Schatten der Vergangenheit) setze ich mich schon selbst sehr unter Druck. Und doch hänge ich hinterher. Obwohl ich das Abenteuer 6 Wochen unbezahlten Schreib-Urlaub gewagt habe, bin ich nicht fertig geworden. Sechs Wochen Dänemark, denn da, in Blaavand und Umgebung, spielt die Story! Ohne Familie und Freunde, ohne Beruf und Verpflichtung. Ich bin zwar nicht fertig geworden, aber ich habe endlich wieder zu mir gefunden und zur Natur. Ich denke, auch wenn der Plot über wenige Tage handelt und rasant ist, habe ich doch viel von Land und Leute und das Leben dort unterbringen können. Ich hege schon die eine oder andere Hoffnung, dass ich mit dem neuen Buch ein wenig bekannter werde. Nicht nur, das einige Geschäftsleute in der Gegend das Buch ins Programm nehmen, nein ich habe auch schon ein Vorgespräch mit einem dänischen Verlag, der das Buch übersetzen und in sein Programm nehmen will. Aber da ist noch nichts spruchreif. Zum Schreiballtag an sich: Da habe ich keine festen Zeiten. Wenn möglich setze ich mich dran. Nervennahrung: Die eine oder andere Gummibärentüte muss dran glauben. Vielleicht auch mal am Abend ein Gläschen Weißwein. Romantische Szenen oder auch Herzschmerz gelingt mir meist bei Musik von: Supertramp, Foreigner, ELO, Alan Parssons, Whitesnake und dergleichen. Ja, die 70er und 80er sind meine Zeit. Bingo, jetzt ahnt ihr auch das ich älter als 50 bin. Aber nur auf dem Papier 😂😉!
Dänemark stelle ich mir sehr schön vor. Man ist immer so alt, wie man sich fühlt. 😉 Papier zählt da gar nicht. Aber ich mag die 80er und auch die 90er sehr gern. 😊 Meine Liebe, eine letzte Frage, dann entlasse ich dich in deinen verdienten "Feierabend". Wenn du einen Wunsch frei hättest, was wäre es?
Dass die Menschen über ihren eigenen Schatten springen und endlich auf Augenhöhe miteinander reden und leben. Respekt, Toleranz und Akzeptanz - dann sollte sogar etwas Frieden dabei herauskommen. Danke liebe Janine, es war schön, dass ich so viel erzählen durfte. Danke ihr lieben Leser, die es bis hierhin ausgehalten habt. Vielleicht sehen wir uns ja mal auf einer der Messen oder auch sonst im Leben ... Oder gar auf meinen Seiten.
Ich danke dir für deine Zeit und dass ich dich kennen lernen durfte. Bleib so, wie du bist. ❤️😘
Ich danke dir für deine Bereitschaft mir zuzuhören 😉.
©Foto: Katharina Mohini