· 

Ein offener Brief

Unter http://www.boersenblatt.net/artikel-marah_woolf_zum_thema_buchhandel_versus_amazon.1459788.html könnt ihr einen Artikel lesen, den Marah Woolf auf boersenblatt.net veröffentlicht hat. Anlass hierzu war ihr Artikel auf ihrem Blog https://marahwoolf.com/du-musst-dir-schon-selbst-konfetti-in-dein-leben-pusten-hilfe-zur-selbstanalyse-der-deutschen-buchlandschaft/

Ich habe nun meine eigenen Gedanken dazu gemacht. Aus dem Bauch heraus, aber vielleicht regt es zum nachdenken an. Alles Liebe von eurer Katharina

 

Danke liebe Marah für die ehrlichen Worte, die einem Selfpublisher aus der Seele sprechen und die ich im vollsten Umfang unterstützen kann.
Meine Gedanken hierzu, die ich hier nur ansatzweise wiedergeben kann und mag. Ich denke, falsch beschrittene Wege gibt es viele bei dieser Problematik. Irrwege, Abkürzungen und auch Sackgassen, die jeder von uns macht. Im Endeffekt möchte jeder überleben. Ob nun Verlag, Agent, Buchhändler und die Autoren. Ja, sogar wir Selfpublisher.
Es ist nur die Frage: Inwieweit sind wir dafür bereit, zu teilen und die Anderen mit ins Boot zu nehmen? Haben wir den Mut, die Argumente, Wünsche und Hoffnungen des jeweils Anderen anzuhören und ihm entgegenzukommen? Erkennen wir irgendwann, dass man nur gemeinsam wachsen kann?
Das klappt bestimmt nicht, wenn man mit dem Taschenrechner in der Hand herumläuft und versucht allein sein eigenes „Sackerl“ zu füllen.
Solange wir uns nicht alle an die Nase fassen und erkennen, dass es nur mit einem Miteinander möglich ist, um voranzukommen, wird immer „der Wurm drin“ sein.
Ist es denn einzig und allein wichtig, immer vorausschauend zu planen? Muss jedes Buch den Hauch eines Bestsellers mit sich führen? Muss es der/die für Hunderttausende von Euros teuer eingekaufte schwedische, englische oder sonstwoherige Autor/in sein? Oder ist es doch möglich, dass man vielleicht auch als Geschäftsmann/frau ein kleines Stück Individualität erträgt und die Käufer befriedigt, die jenseits des Streams lesen? Für Leser die nicht ihr Geld ausgeben wollen um im „elften Bestseller von Autor XYZ“ die zusammengeklatschten Texte aus den zehn vorherigen Büchern zu lesen. Wo ist das Gespür geblieben für ein wenig Abenteuer, für Erfolgsgeschichten, die man mit den Autoren, SP’lern, Buchhändlern, Agenten und Verlagen gemeinsam entwickeln kann.
Auf meinem (traditionellen) Weg zur Selfpublisherin habe ich kaum solch positive Erfahrungen sammeln dürfen. Agenten die überfordert waren oder die ihre Schäflein längst im Trockenen hatten. Aufforderungen „angepasst“ zu schreiben. Verlage, deren unterbesetzte Lektorate völlig überfordert waren. Dazu nicht gerade wenig Buchhändler, deren Verhalten mir gegenüber, denen eines Diskotheken-Türstehers noch übertraf.
Auch ich habe begreifen und lernen müssen auf die Anderen zuzugehen. Dieses Quäntchen Verständnis, dass jeder von uns entwickeln und das er dem anderen zugestehen sollte. Ich für mein Teil kann heute sagen, dass wir Selfpublisher an uns arbeiten, auf gute Ratschläge hören und uns in der Mehrzahl sehr bewegen.
Vielen von uns liegt es am Herzen, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das dem eines Verlages in nichts nachsteht. Lektorat, Korrektorat, Covergestaltung, Werbung schalten und effektive Vertriebswege sichern. Wir sind zwangsläufig Allroundkünstler geworden, um nicht zu verhungern. Dazu gehört nun einmal auch das Unternehmen mit dem großen Buchstaben “A“. Endlos glücklich bin ich darüber auch nicht. Viel lieber würde ich meine gedruckten Bücher in den Buchhandlungen vor Ort finden und zusehen, wie „suchende Leser“ meine Werke entdecken.
Mittlerweile gibt es diese Buchhändler mit Visionen und Mut zur Lücke, die diese Bücher von mir und anderen Selfpublishern auf- und ausstellen. Bücher, die aus dem üblichen Einheitsbrei herausstechen und die nicht nach den kaufmännisch errechneten 320 Seiten enden müssen, oder an den Grenzen eines Genres festgezurrt werden.
Zu guter Letzt, vergessen wir doch bitte nicht, dass wir es sind - vom Autoren / Selfpublisher bis hin zum großen Verlag – die etwas Farbe in diese graue, gleichgeschaltete und durch ständig neue fragwürdige Strömungen hetzende Welt hineinbringen. Letztlich sind wir alle aufeinander angewiesen.
Danke für das Lesen und Zuhören, Ihre / Eure Katharina Mohini. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0